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Mit Prototyping frühzeitig Nutzer abholen

Ihr wollt digitale Produkte und Services entwickeln, die Anwender gern nutzen? Mit Prototyping holt Ihr frühzeitig und schnell Feedback von Nutzern ein. Der Vorteil: Probleme lassen sich einfacher und günstiger beheben. So könnt Ihr später eine hohe Akzeptanz erreichen und Eure Investition absichern. Wann Ihr Prototyping in Eurem Projekt einsetzt und was Ihr dabei beachten solltet, erklären Lisa und Kilian in unserem UX Buzzword Dschungel.

Habt Ihr das auch schon einmal erlebt? Ihr habt eine Idee im Kopf, doch für andere wirkt sie schwer verständlich und zu abstrakt? Oder Ihr seid Euch nicht sicher, ob eine Idee wirklich funktionieren kann? Prototyping kann Euch hier in der Produkt- und Service-Entwicklung helfen. Es ist eine Methode, um eine Idee mit wenig Aufwand, schnell und günstig zu testen. Prototyping kann als Vorstufe eines fertigen Produkts betrachtet werden: Ein Prototyp wird im Laufe eines Projekts zum fertigen Produkt. So könnt Ihr Eure Ideen frühzeitig für andere schnell und einfach erlebbar, erfahrbar und begreifbar machen. Gemeinsam im Team bekommt Ihr ein erstes Gespür für die Idee: Macht sie Sinn? Was funktioniert? Wo müsst Ihr noch nachbessern?

Wozu Prototyping?

Vielleicht fragt Ihr Euch: Warum so viel Zeit mit Prototyping verschwenden, wenn man direkt mit der Implementierung starten kann? Doch je später Ihr Euer Produkt oder Euren Service anpasst, desto aufwändiger und kostspieliger sind Änderungen. Jeder Euro, der in Prototyping investiert wird, lohnt sich daher um ein Vielfaches.

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Mit Prototypen testet Ihr die Funktionen und das Design Eures Produkts oder Services während der Entwicklung. Ihr holt frühzeitig Feedback ein, um diese iterativ und kostengünstig zu verbessern oder auch ganz zu verwerfen. So stellt Ihr sicher, dass nutzerzentrierte Produkte und Services entstehen, die Euren Nutzern einen Mehrwert bieten und leichter zu bedienen sind. Prototyping bietet aber noch mehr Vorteile: Dank Prototyping gewinnen Entwickler Empathie für die Fragestellung und richten ihren Blick auf den späteren Produktnutzen. Man lernt dazu, erkundet den Gestaltungsraum und kann seine Ideen evaluieren.

Bauen. Entscheiden. Weiterbauen.

Prototyping kann in allen Phasen der Innovationsentwicklung unterstützen.

Das schnelle Visualisieren und Greifbarmachen von Ideen hilft zu Beginn den Problemraum vollständig zu verstehen. Dies ist umso wichtiger, wenn Nutzergruppen sehr eng definiert sind und Lösungen sehr genau auf bestehende Abläufe abgestimmt werden müssen.

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In der Phase Gestalten unterstützen Prototypen Euch dabei, Ideen weiterzuentwickeln. Regeln, wie genau der Prototyp aussehen soll, gibt es keine. Hauptsache, es entsteht mit geringem Aufwand eine Minimalversion des physischen Produkts oder eine bespielbare Lösung eines Services. Mit diesem Schritt können dann Basisfunktionen oder die Grundidee minimalistisch abgebildet werden. Mit der Zeit werden dann die Lösungen immer weiterentwickelt.

Beim Testen lasst Ihr die Zielgruppe anhand der Prototypen die Lösungen bewerten. Auf Basis des gesammelten Feedbacks könnt Ihr Eure Idee iterativ optimieren.

Unser Tipp: Erstellt Prototypen so früh, so schnell und so kostengünstig wie möglich. Denn je geringer der Aufwand, desto leichter fällt es Euch, eine Idee wieder fallen zu lassen, z.B. wenn ihr negatives Feedback bekommen oder Machbarkeitsprobleme aufgedeckt habt. Habt Ihr Euer Produkt hingegen schon fast fertig entwickelt, trifft sich eine solche Entscheidung deutlich schwerer.

Ideen visualisieren

Jetzt stellt sich die Frage: Wie kann so ein Prototyp aussehen? Im ersten Schritt ist es wichtig, dass Ihr genau bestimmt, welche Frage Ihr mit dem Prototypen lösen wollt. Denn nur mit klarer Frage vor Augen, könnt Ihr Prototypen kosteneffizient und zielgerichtet gestalten. Sie entscheidet, wie aufwendig und umfangreich ein Prototyp sein muss. Danach kommt die Ausgestaltung ins Spiel. Die Ausprägung, auch oft mit dem englischen Fidelity bezeichnet, beschreibt, wie nah der Prototyp an das spätere Endprodukt kommt.
Je nachdem, in welchem Entwicklungsschritt sich der Nutzer befindet, kommt ein Low-Fidelity- oder High-Fidelity-Prototyp zum Einsatz. Low-Fidelity-Prototypen eignet sich für frühe Phasen der Entwicklung. Mit ihnen könnt Ihr Ideen auf Funktionalität und Benutzerführung testen. High-Fidelity-Prototypen setzt Ihr in späteren Entwicklungsphasen ein. Sie sind deutlich detaillierter ausgearbeitet. Denn der Fokus liegt da dann darauf, Detailfragen wie das visuelle Design oder Animationen zu evaluieren.

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Habt Ihr Eure Fragestellung definiert und Eure Idee vor Augen? Dann sind das mögliche Methoden für Euch, ein Prototyp zu erstellen:

  • Papier und Knete: Wer erste Ideen schnell testen will, dem reichen erste Papier-, Lego®- oder Knetprototypen aus. Mit haptischen Prototypen könnt Ihr Produkthandling und Formfaktor überprüfen, mit Skizzen Aufbau und Inhalte einer Software darstellen. Diese Prototypen lassen sich schnell und kostengünstig umsetzen.
  • Klick-Dummy: Bei Interaktion- und Design-Tests benötigt Ihr klickfähige Prototypen. Beispielsweise ist Axure eine Software, mit der Ihr klickbare Wireframes erstellen könnt. Dabei könnt Ihr einen ersten Eindruck gewinnen, wie die Webseite nachher funktioniert.
  • Vorgespielte Magie: Natürlichsprachliche Interfaces können mit Wizard-of-Oz-Prototypen erfahrbar gemacht werden. Dabei simuliert der Testleiter die Systemreaktionen, in dem Fall die Sprachausgabe.
  • Live Test: Rollenspiele sind sehr gut geeignet, um Services zu überprüfen. Durch ein Rollenspiel erhalten die zuschauenden Teilnehmer eine realistische Einsicht in die Nutzererfahrung einer Dienstleistung.
  • Kurze Geschichte: Um mittels Storyboard Geschichten zu visualisieren, müsst Ihr kein Comiczeichner oder Künstler sein. Indem Ihr mehrere Papierprototypen zu einem Storyboard kombiniert, lässt sich das Verhalten eines digitalen Interfaces darstellen.
  • Räumliches Empfinden: Der Physische Prototyp macht Euer Produkt erfühlbar und schärft das räumliche Empfinden. Beispiel hierfür sind Mock-ups. Mit ihnen lassen sich verschiedene Szenarien durchspielen, um neue Funktionalitäten zu testen und potenzielle Probleme festzustellen.
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Fangt einfach an

So zeitaufwendig es schein, so groß die Angst vor dem weißen Blatt Papier: Prototyping lohnt sich! Einen Prototyp zu erstellen, kostet vermeintlich zunächst nur Zeit. Aber Ihr werdet rasch erkennen, wie viel Ihr spart, wenn deutlich weniger Entwicklungsaufwand in ungenügende Ideen fließt. Denn jede Entwicklungsschleife kostet Zeit, Geld und Nerven. Ein weiterer positive Punkt, der für Prototyping spricht, ist der emotionale Faktor bei allen Beteiligten: Die eigene Idee zu begreifen und zu erleben, weckt Begeisterung, die ansteckend sein kann!

Die Autoren

Lisa Reimer begleitet als Senior User Experience Consultant seit über 10 Jahren Kunden aus unterschiedlichen Branchen auf ihrem Weg von der Idee zum fertigen Produkt oder Service. Sie konzipiert und evaluiert dabei vor allem die passenden Nutzerschnittstellen. Zudem befähigt Sie als Teil des UID-Teams „Facilitating and Consulting“ die Projektteams zu innovativem und agilem Arbeiten. Dabei nutzt sie z.B. den co-kreativen Prozess LEGO® SERIOUS PLAY®, um neue Prozesse und Ideen zu fördern und die Zusammenarbeit inspirierend zu gestalten.

Kilian Röhm ist User Experience Consultant bei UID. Er gestaltet die digitale Welt aktiv mit, indem er gemeinsam mit seinen Kunden und seinem Team iterativ digitale Systeme und Services konzipiert und verbessert. Dabei nimmt er die Perspektive des Kunden und Nutzers ein, um aus den erkannten Bedürfnissen das maximale Potenzial auszuschöpfen. Nebenher forscht er zu nutzerzentrierter Mensch-Roboter-Interaktion und teilt sein Wissen in Vorträgen auf verschiedenen Fachkonferenzen.