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Digitale Services im Maschinenbau – 3 Szenarien aus der Praxis

Die Gestaltung digitaler Services sind ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Business Transformation im Maschinen- und Anlagenbau. Seit 24 Jahren begleiten wir unsere Industrie-Kunden bei der Entwicklung und Modernisierung ihres Produktportfolios. Welchen Zielen und Herausforderungen wir dabei in unseren Projekten begegnen, erläutern wir Euch anhand von 3 Beispielen aus der Praxis.

Der Fachbereich Software & Digitalisierung des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) hat eine Anleitung für die Digitale Transformation in der Industrie-Branche veröffentlicht: „Business Transformation – Die Chance für den Maschinen- und Anlagenbau".*
Darin erhalten Leser*innen praxisgerechte Anregungen, wie sie Ziele und Vision für ihre Business Transformation definieren und eine Digitalisierungs-Roadmap mit Maßnahmenkatalog entwickeln.

Ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Business Transformation ist die Entwicklung digitaler Services – da sind sich die Autor*innen des Papers einig: Digitale Lösungen sind der Dreh- und Angelpunkt für echte Kundenzentrierung. Sie schaffen Kundennutzen und helfen dem industriellen Mittelstand sich in ihrem Produktportfolio von Wettbewerbern zu differenzieren.

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Digitale Services mit Mehrwert

Dabei ist es besonders wichtig, Lösungen zu entwickeln, die einen eindeutigen Mehrwert für die Kund*innen bieten. Laut einer Studie** aus 2020 von Mckinsey und dem VDMA sind derzeit vor allem Services gefragt,

  • die die Anlagenverfügbarkeit verbessern (z.B. Predictive Maintenance)
  • die Produktqualität erhöhen bzw. Ausschuss reduzieren (z.B. Fehlererkennung)
  • den Ressourcenverbrauch reduzieren (z.B. Energieverbrauch)


Neben kundenorientierten Mehrwerten muss auch die Bedienfreundlichkeit der Anwendungen stimmen. Schlechte Usability steigert den Schulungsaufwand und steigert das Risiko von Fehlbedienungen. Das kann den eigentlichen Mehrwert schnell überschreiten. Gute Usability ist daher essenziell, damit digitale Services ihr Potenzial entfalten können.

Herausforderungen bei der Entwicklung digitaler Lösungen

In der VDMA-Studie nennen Unternehmen folgende Herausforderung, wenn sie digitale Services entwickeln:

  • Fehlende Geschäftsmodelle (61 Prozent)
  • Fehlende Standards (59 Prozent)
  • Mangelnde strategische Relevanz (57 Prozent).


Allerdings haben bereits 52 Prozent der befragten Unternehmen Software und Apps für eigene oder fremde digitale Plattformen programmiert. **

Auch wir beobachten, dass viele unserer Maschinenbau-Kunden aktiv Strategien für ihre Business Transformation entwickeln. Dabei stehen sie in der Produktentwicklung typischerweise vor einer der drei Herausforderungen, die wir in unseren Projekten gemeinsam angehen:

  1. Innovationen finden: Neue digitale Produkt- und Serviceideen entwickeln oder bereits entwickelte Vorschläge für digitale Lösungen und Services validieren
  2. Produktqualität steigern: Intuitive und bedienfreundliche User Interfaces für bestehende oder neuentwickelte Produkte und Services menschenzentriert gestalten
  3. Markenpräsenz & Kundenbindung stärken: Eine einheitliche UX-Philosophie für das gesamte Produktportfolio entwickeln (HMIs der Anlagen als auch UIs von digitalen Lösungen, Apps etc.) mithilfe eines Design Systems


Für alle drei Szenarien bieten sich unterschiedliche Herangehensweisen an. Wie wir diese in unseren Projekten umgesetzt haben, zeigen wir Euch in diesem Beitrag anhand von Projektbeispielen.

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Innovative Ideen für digitale Services finden

Eure digitalen Services müssen die Bedürfnisse der Nutzenden adressieren und Euer Service muss die Nutzenden mit einer mutigen Grundidee überraschen und begeistern. Nur wenn Nutzende eine App wirklich brauchen, wird diese als Mehrwert wahrgenommen. Kreative Methoden aus der nutzerzentrierten Gestaltung können Euch dabei helfen, diese mutigen Ideen zu finden. In unseren Projekten nutzen wir dazu Methoden wie Design Thinking, LEGO® SERIOUS PLAY®, Discovery Sprints oder Future Thinking. Außerdem involvieren wir Eure Kund*innen bereits frühzeitig in den Entwurfsprozess. Wir testen und diskutieren erste Ideen und Konzepte mit Nutzenden und identifizieren dank ihres Feedbacks die Ideen, die am vielversprechendsten sind.

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Wie Kreativ-Methoden die Entwicklung digitaler Lösungen unterstützen kann, zeigt unser Projekt mit Bosch Mobility: Im Mittelpunkt des Projekts stand die Frage „Wie kann man verschiedene Mobilitätservices schnell und spontan zugänglich machen?“ Dabei war am Anfang noch vollkommen offen, in welche Richtung es gehen sollte. Klar war nur: Es soll eine App werden. In vier Wochen mussten eine überzeugende Strategie sowie ein durchdachtes UX Design stehen und sich in einer wichtigen Management-Präsentation bewähren. Dieser Herausforderung stellten wir uns mit LEGO® SERIOUS PLAY. LEGO® SERIOUS PLAY® ist ein co-kreativer Prozess, mit dem Teams gemeinsam innovative Strategien und Visionen für komplexe Fragen erarbeiten oder den Teamzusammenhalt stärken.

In einem Workshop wollten wir die zukünftigen Mobilitätsdienstleistungen mit LEGO® erfahrbar machen, um Schwachstellen zu identifizieren. Wie genau sieht der Weg von Zuhause in die Arbeit aus? Was sind die einzelnen Schritte, die der Nutzer gehen muss, um beispielsweise einen Kick-Scooter zu mieten? Im Workshop konnte das Team von Bosch Mobility seine komplexen Services sicht- und begreifbar machen und ein gemeinsames Verständnis für die Mobility-Services erarbeiten. Durch das Durchspielen von bestimmten Szenarien simulierten wir Konsequenzen von Entscheidungen und deckten Zusammenhänge auf. Schnell entstand die Idee für den Mobility-Showcase: Eine App, die Nutzenden kontextspezifisch passende Mobility-Services anbietet. Erste Konzeptideen und UX-Anforderungen an die Lösung wurden im Workshop ebenfalls definiert.

Human Centered Design für digitale Services

Ihr habt eine überzeugende Idee für neue digitale Mehrwertdienste gefunden und wollt mit der Produktentwicklung starten? Dann ist die menschenzentrierte Gestaltung einer solchen Anwendung wichtig, denn gute Usability und User Experience sind ein wichtiger Faktor für zufriedene Kund*innen.

Für den Hersteller von Top-Loading-Verpackungsmaschinen Schubert entwickelten wir ein Service-Portal, das Produktions- & Maschinen-KPIs visualisiert. Dabei mussten die komplexen Kennzahlen und Zusammenhänge so zu visualisiert werden, dass die Nutzenden sie schnell und sicher interpretieren können. Wichtig war hierfür der enge Austausch im interdisziplinären Projektteam. Dieser ermöglichte es Ziele, Strategien und Lösungsansätze ständig zu reflektieren, Konzepte iterativ zu verbessern und vorhandene Potenziale in kurzer Zeit voll auszuschöpfen.

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Dabei unterstützten wir Schubert im gesamten Produktentwicklungsprozess:

  • Erhebung der Anforderungen an das UX Design
  • Entwicklung von Interaktionskonzept und Design inkl. Evaluierung der GUI-Konzepte mit Nutzenden und entsprechender Optimierung der Konzepte
  • Implementierung als Web-GUI

Ein verständliches Bedienkonzept und das klare Design erlauben es den Nutzenden die Maschinen effizient zu überwachen und die Produktionsleistung der Anlage hochzuhalten. Durchdachte Features sorgen für den besonderen Servicenutzen: Per Mausklick kann der Nutzende den Kundenservice kontaktieren, Wartungen einleiten oder Ersatzteile bestellen.

Einheitliches Branding für digitale Services

Habt Ihr bereits Euer Portfolio mit digitalen Mehrwertdiensten, Zusatzapplikationen und neuen Services erweitert? Dann steht Ihr vielleicht vor der Herausforderung eine einheitliche Designphilosophie für alle Anwendungen, Produkte und eventuell noch verschiedene Marken zu gestalten. Nutzende sollen das Maschinen- und Device-übergreifenden Ökosysteme inklusive der digitalen Services einheitlich bedienen und erleben können. Egal welcher Nutzenden an welchem Ort mit welchem Device interagiert – das Look & Feel sollte immer gleich sein. So können sich können sich Nutzende schneller orientieren und ihr Bedien- und Erfahrungswissen von einer Anwendung auf die andere übertragen.

Markt- und Technologieführer TRUMPF unterstützt seine Kunden mit einer mobilen App-Welt. Diese digitalen Services erleichtern den Maschinenbedienenden die Arbeit mit den TRUMPF-Maschinen. Bisher existierte eine Vielzahl an Insellösungen. Das sollte sich mit unserer Hilfe ändern: Wir entwickelten für TRUMPF ein App-übergreifend einheitliches Designsystem mit eigenständigem Look & Feel, aber eindeutiger TRUMPF-DNA.

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Egal ob Lokalisierungs-App oder digitaler Assistent für die Fertigung – Aussehen und Bedienung folgen überall den gleichen Prinzipien. Die einheitlichen UI Elemente sorgen für den "blauen" Faden bei der App-Entwicklung und machen die Marke TRUMPF jederzeit spürbar. Die UI Bausteine dokumentierten wir in einem Living Styleguide. Dieser basiert auf dem Atomic-Design-Ansatz und enthält einsprechende HTML-Snippets. Das stellt sicher, dass Gestaltende und Entwickelnde die Bausteine App-übergreifend einheitlich verwenden. So sorgen das Designsystem und der Styleguide für Konsistenz, eine intuitive Bedienung und schnelle Erlernbarkeit der Anwendungen.

Standardisierung ermöglicht ein einheitliches "Look and Feel" Eurer Marke über komplette Produktfamilien und unterschiedliche Devices hinweg. Ein weiterer Vorteil von Standardisierung: Sie wirkt auch "nach innen". Software-Entwickler*innen verwenden Controls, Layout- und Interaktionspattern wieder und sparen so Zeit und Ressourcen.

Mit der Entwicklung eines übergreifenden Designsystems kristallisieren sich neue Ziele und Herausforderungen heraus, die ein Designsystem allein oft nicht lösen kann. Zum Beispiel ist es wichtig, dass ein Projektteam bei der Gestaltung neuer Systeme, die Elemente aus dem bestehenden Styleguide nicht einfach nur in das zu entwickelnde System überträgt, sondern auch bei jeder neuen Anwendung die Nutzerzentrierung berücksichtigt.

Ein Designsystem schafft die Grundvoraussetzung, um effizient konsistente und nutzungsfreundliche Anwendungen zu erstellen. Ergänzend ist jedoch wichtig, dass Euer Team und Euer Unternehmen Menschenzentrierung konsequent lebt und die Nutzenden in den Mittelpunkt des Denken und Arbeitens stellt.

Der UID-Geschäftsführer Franz Koller wurde wieder in den Vorstand des VDMA-Fachverbands "Software und Digitalisierung" gewählt.

Die Autor*innen

Franz Koller ist Experte für die Gestaltung von nutzungsfreundlichen und responsiven HMIs für Embedded Systeme, Maschinen, Anlagen und Automatisierungssysteme. Seit mehr als 25 Jahren begleitet er Kunden auf dem Weg von der Idee zum fertigen Produkt. Franz Koller ist seit Jahren im VDMA aktiv und Vorstandsmitglied im VDMA-Fachverband "Software und Digitalisierung".

Tausche Dich direkt mit Franz via LinkedIn aus.

News Author Silja 935x515

Ob Content- oder Angebotserstellung – Silja Donadel vernetzt bei UID Marketing und Vertrieb. Die Literatur- und Sprachwissenschaftlerin ist immer auf der Suche nach spannenden Themen aus der UX-Welt, die unsere Kunden begeistern.

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